Ausbau der Corona-Datenplattform für Healthcare
Die Corona-Datenplattform entwickelte sich während der Pandemie zu einer der größten Datensammlungen für die Wissenschaft. Nun wird sie zur zentralen Plattform für den Bereich Healthcare ausgebaut, wovon zukünftig auch die Wirtschaft profitieren soll.
Weitere Healthcare-Daten
Neben den bereits zur Verfügung gestellten Daten wie die tagesakuelle Bettenbelegung der Intensivstationen oder der regionalen Impfbereitschaft stellt die Datenplattform nun unzählige weitere Informationen über den Bereich Healthcare bereit. Dazu gehören beispielsweise
- Krankenhaus-Fachbereiche mit Ärzten und Falldaten nach ICD und OPS
- Apothekenstandorte mit umliegender Altersstruktur
- Daten zu Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen
- Anteil Privat- und Gesetzlich-Krankenversicherte (PKV/GKV)
- Standortbezogene Kaufkraft für frei verkäufliche Arzneimittel (OTC-Kaufkraft)
- OTC-Kaufkraft für Online-Apotheken
- und viele mehr
Öffnung für die Wirtschaft
Neu ist auch, dass die Datenplattform nicht mehr nur ausschließlich für Wissenschaft und Forschung zur Verfügung steht, sondern auch für die Wirtschaft. Über das Portal kann sich nun jede Organisationsform anmelden und von den freien Daten profitieren. Des Weiteren stehen Private-Data-Pakete zur Auswahl, die gesondert lizenziert werden können.
Interaktive Graphiken und Statistiken
Ebenfalls zu den Neuerungen zählen interaktive Graphiken, die intuitiv und individuell gewünschte Statistiken ermöglichen. Die Daten-Plattform hat dazu die frei verfügbare Opensource-Lösung Apache Superset für moderne Daten-Exploration und -Visualisierung integriert.
Zuvor: Aufbau einer Corona-Datenplattform und (regionale) Analysen zur SarS-CoV-2-Epidemie in Deutschland
Die Corona-Datenplattform ist Teil eines Projekts, das im September 2020 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie beauftragt wurde. Im Rahmen des Projekts werden fortlaufend seit dem 01. März 2020 regionale Covid-19 Maßnahmen erfasst und in Kombination mit epidemiologischen und sozioökonomischen Variablen und deren analytischen Auswertungen der Wissenschaft und erstmalig auch einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Die Datensammlung wird kontinuierlich gepflegt und erweitert. Erste Ergebnisse können Sie hier einsehen.
Im Einzelnen umfasst das Projekt folgende Aufgaben: Zusammenstellung der Basisdaten, Erfassung der Eindämmungsmaßnahmen auf regionaler Ebene und im Zeitverlauf, Datenprüfung und -bewertung und die Erstellung von Analysen zur Abschätzung von Effekten der Eindämmungsmaßnahmen und im Wirtschaftsgeschehen. Diese Arbeiten erfolgten in drei Stufen: die erste Stufe bestand in der Datensammlung einschließlich der projekteigenen Maßnahmenerfassung, die zweite Stufe in der Datenkonsolidierung und die dritte Stufe in den Analysen und Schlussfolgerungen entlang des Pandemieverlaufs.
Geprüft werden amtliche und private statistische Quellen. Hinzu kommen je nach Eignung verfügbare Erhebungsdaten und weitere Quellen. Die Datensammlung umfasst verschiedene inhaltliche Bereiche. Zentral dazu gehören regional differenziert die „Corona-Maßnahmen“. Hierzu wurde ein geeigneter Katalog entwickelt, nach dessen Codeplan alle Maßnahmen beginnend ab März 2020 tagesscharf und aufgeteilt nach 401 Landkreisen und kreisfreien Städten erfasst wurden. Hinzu kommen ebenfalls kleinräumig Daten zum Infektionsgeschehen. Weiterhin wurden Daten etwa aus dem Mobilitätsbereich und zum wirtschaftlichen Geschehen sowie zur Regionalstruktur einbezogen. Ebenfalls verfügbar sind Gesundheitsdaten außerhalb des Corona-Komplexes.
Hier finden Sie die Basisinformationen zur Corona-Datenplattform (Download PDF).
Das Team
Das interdisziplinäre Konsortium besteht aus dem infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft, der infas 360 GmbH und dem IHPH - Institut für Hygiene und Public Health des Universitätsklinikums Bonn. Daten, Bereitstellung und Lizenzierung erfolgt über den Konsortiums-Teilnehmer infas 360 GmbH. Das Team wird unterstützt durch ein wissenschaftliches Begleitboard.
Wissenschaftliches Begleitboard
Die Projektergebnisse stehen bereits im Verlauf der Fachöffentlichkeit zur Verfügung und sollen Teil des wissenschaftlichen Diskurses werden. Um dies zu unterstützen und gleichzeitig das operative Projektteam zu beraten, wurde ein begleitendes wissenschaftliches Board eingerichtet. Es umfasst folgende Mitglieder:
- Dr. Matthias an der Heiden, Robert Koch-Institut Berlin
- Dr. Daniela Koller, Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie
- Prof. Dr. Thorsten Lehr, Universität des Saarlandes, Klinische Pharmazie
- Prof. Dr. Ralf Münnich, Universität Trier, Wirtschafts- und Sozialstatistik
- Prof. Dr. Andreas Peichl, ifo Institut München
- Pascal Schöpe, KBV Kassenärztliche Bundesvereinigung, Senior-Referent in der Abteilung Sicherstellung
- Prof. Dr. Hendrik Streeck, Universitätsklinikum Bonn, Virologie, Direktor des Instituts für Virologie und HIV-Forschung
- Prof. Dr. Gerhard A. Wiesmüller, Stadt Köln, Leitung Abteilung Infektions- und Umwelthygiene des Gesundheitsamts
- Prof. Dr. Markus Zwick, Destatis Statistisches Bundesamt Wiesbaden
Ergebnisse
Der erste Projektbericht zur Corona-Datenplattform ist erschienen. Er stellt die gesammelten Corona-Maßnahmen deskriptiv dar und liefert zahlreiche Anwendungshinweise und Beispiele für mögliche Auswertungen. Darüber hinaus beinhaltet er Analysen zur Corona-Inzidenzentwicklung abhängig von Strukturdaten der Landkreise und kreisfreien Städte. Der Bericht beschreibt zunächst Vorgehen und Erfassung der Eindämmungsmaßnahmen. Dabei zeigen sich klare Effekte auf den Wirtschaftsverlauf, aber auch Zusammenhänge mit der Sozialstruktur der Bevölkerung. Hier geht es zum ersten Bericht zur Corona-Datenplattform.
Die Bestände der Datenplattform erlauben fundierte regionale Beschreibungen des Pandemieverlaufs. Es können Effekte hinsichtlich unterschiedlicher Bevölkerungsstrukturen und räumlicher Bedingungen wie etwa der Besiedlungsdichte erkannt werden. Differenziert nach verschiedenen Pandemiephasen erfolgen komplexe statistische Analysen zu möglichen Wirkungen der Eindämmungsmaßnahmen auf regionaler und bundesweiter Ebene. Ziel sind Aussagen zu den Effekten einzelner Maßnahmegruppen. Das Projekt stellt auch regionale Daten zum Wirtschaftsgeschehen bereit.
Die Corona-Datenplattform in der Forschung
- Vom ifo-Institut ist eine Forschungsarbeit veröffentlicht worden, für die die Corona-Datenplattform herangezogen wurde:
Kloiber, K., Menkhoff, M., Möhrle, S., Peichl, A. (2021): Städte sind stärker von den wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise betroffen. In: ifo Schnelldienst, 74, Nr. 05, ifo Institut, München - Von der Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz, ist erste Evaluationsergebnisse zum Tübinger Modellprojekt veröffentlicht worden. Auch hierbei wird die Corona-Datenplattform genutzt:
Diedrichs, M., Kremser, P., Mitze, T., Müller, G., Papies, D. (2021): Modellversuch Tübingen – unsere Evaluationsergebnisse. Der Corona-Blog.
Weitere Themenreports
Begleitend zur Corona-Datenplattform entstehen fortlaufend Themenreports, in denen auf Basis der gesammelten Mobilitäts-, Inzidenz- und Wirtschaftsdaten bestimmte Aspekte der Pandemie und ihrer Auswirkungen genauer beleuchtet werden. Thematisiert werden etwa die Möglichkeiten und Grenzen der Einflussnahme auf die Pandemie oder die Auswirkungen der Homeoffice-Optionen in der Arbeitswelt während Corona und möglichen Perspektiven für danach. Die Reihe der Themenreports wird im Zeitverlauf kontinuierlich ergänzt.
Allgemeine Berichte
Themenreport 01 - Einschätzungen zum Pandemieverlauf
Themenreport 02 - Homeoffice im Verlauf der Corona-Pandemie
Themenreport 03 - Impfquote und Impfbereitschaft
Themenreport 04 - Regionale Wirtschaftseffekte im Verlauf der Corona-Pandemie
Modellregionen
Modellstadt Bonn - Kurzpräsentation der Ergebnisse
Modellstadt Bonn - Die 10 Kernaussagen
Modellstadt Bonn - Profilierung der Infektionsfälle